Das Spannendste am Reisen ist für uns immer wieder mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen, und mehr über das Leben im Land zu lernen. Oft sind es Einzelschicksale oder Erfahrungen, die es dann einzuordnen gilt, mit dem, was wir selbst über das Land wissen oder gehört haben. Alle diese Information sind interessant und bereichern uns.
Ausflug nach Colón
Wir sind mit dem Bus nach Norden, in die Stadt Colón an der Karibik-Seite von Panama gefahren. Auf der Website des Auswärtigen Amts steht zum Thema Kriminalität folgendes: ‚Es wird dringend davon abgeraten, auf eigene Faust die Stadt Colón und das Hafengelände zu erkunden.‘ (Quelle: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/panama-node/panamasicherheit/206378, Stand April2019).
Wir fahren durch das Stadtzentrum und es sieht verkommen aus. Wir sehen viele extrem verfallene Häuser, wo man nur erahnen kann, dass sie vor sehr vielen Jahren im schönen Kolonialstil erbaut wurden. Die Straßen sind schmutzig, die Seitenstraßen nicht geteert und überall hängen die Stromkabel über die Straßen. Der Unterschied von dem glänzenden Panama-City zu Colón könnte nicht größer sein.
Woran liegt das? Colón als Stadt wurde vom Staat vergessen, weil eine Zentralisierung nach Panama-City statt findet, und spielte somit jahrelang keine Rolle. Nun wird sie an einem anderen Ort als ‚Nueva Colón‘ neu aufgebaut. Die Regierung plant gerade eine deutliche Vergrößerung Ihres Hafens in Colón, siedelt dafür die Stadt um und die Häuser in der Innenstadt verfallen zunehmend. Sie bieten den Bewohnern der Stadt Colón an, in eine größere, neue Wohnung mit fließend Wasser in Nueva Colón zu ziehen. Dabei wird jedoch nicht erwähnt, dass Sie danach für die Wohnungen bezahlen müssen. Bisher haben die Bewohner in sehr alten Wohnungen mit Bad außerhalb der Wohnung gewohnt, jedoch mussten Sie nichts für die Wohnungen bezahlen, in der sie teilweise seit über 40 Jahren leben. Viele Einwohner haben jetzt das Problem, dass Sie in den neuen Wohnungen leben, das alte Gebäude abgerissen wurde und Sie den Kredit für die neuen Wohnungen nicht bedienen können. Dies verschärft den Unmut aber auch wieder die Kriminalität.
Wir kommen mit einem Wachmann ins Gespräch, der perfekt englisch spricht, weil er 21 Jahre in New York gelebt hat. Er verdient 2,60 USD in der Stunde. Also ca 416 USD im Monat. Panama ist teuer. Wir fragen uns, wie man damit hier überleben kann. Und auch zum Thema Sicherheit rät er uns nur auf einzelnen größeren Straßen unterwegs zu sein. Es muss nichts passieren, aber es kann. Er organisiert uns dann jemand, der uns wieder zum Busbahnhof geleitet. Ob es um die Sicherheit ging oder ob er unserem Begleiter ein Trinkgeld organisieren wollte, lassen wir mal offen.
Warum wir hier her gefahren sind? Wir wollten von hier aus zum nördlichen Teil des Panama-Kanals. Mit dem Bus. Uns wurde hier nun gesagt, dass kein Bus dorthin fährt, aber wir können das Taxi für die 20-minütige Fahrt für 60 USD inklusive Rückfahrt nutzen. Wie bitte? Touristen bezahlen hier also ungefähr den 5-fachen Preis im Vergleich zu den Einheimischen. Und wie passt nun der Stundenlohn eines Taxifahrers zu dem eines Wachmanns?
Wir verstehen also: Es ist hier viel Willkür im Spiel. Die wenigen Touristen, die hier vielleicht mal individuell vorbei schauen, werden ausgenommen. Die Einheimischen in normalen Jobs werden gering bezahlt. Und wir fahren mit gemischten Gefühlen im Bus wieder zurück.
Im Afro-Antillean Museum
Eine weitere kleine Geschichte aus Panama-City: Heute bin ich mal ohne Daniel alleine los und wollte mir zwei Museen anschauen. Mit der Metro kann man hier für 0,35 USD durch die Gegend fahren. Also los.

In der Metro ist mir schon ein Mann aufgefallen, der laut mit sich selbst gesprochen hat und wohl etwas verwirrt ist. Ich steige aus und auf den Rolltreppen nach oben steht er neben mir und redet unverständliches Zeug. Ich habe versucht ihn abzuschütteln, bin losgelaufen und direkt ins Museum rein.
Das Museum Afro-Antillean ist in einer kleinen ehemaligen Kapelle untergebracht. Es ist nur ein großer Raum und es enthält Überreste aus der Geschichte der westindischen Afro-Panamaer, einschließlich ihrer Beiträge zum Bau des Panamakanals und seiner Eisenbahn. Der Eintritt kostet 1 USD.
Ich schaue mir also das Museum an und höre auf einmal Gebrabbel neben mir. Und da steht der Verrückte neben mir. Da wir die beiden einzigen Besucher sind, finde ich es unheimlich und versuche mich so weit es geht von ihm zu entfernen.


Den beiden Museumswärtern fällt der Mann, der auch hier laut redet, auf. Ich komme mit der Museumswärterin ins Gespräch. Darüber wo ich herkomme, über Deutschland und über Ihre Herkunft sprechen wir. Und irgendwann sage ich ihr, dass ich glaube, dass der Mann mir gefolgt ist. Sie findet ihn ebenfalls unangenehm und sagt, dass er ein Trinker sein müsste. Der Mann geht, aber die beiden Museumswärter trauen dem Frieden nicht und daher bekomme ich Begleitschutz bis zur Metro, vor dessen Eingang der Mann wieder sitzt und uns beobachtet.
Ich freue mich immer wieder wie viele freundliche Menschen wir unterwegs treffen und auch in noch so komischen Situationen gibt es mehr gute Menschen, die uns helfen. Danke an Juan, den Museumswärter!