Japans Nachhaltigkeitsziele, Fischbestände & geplante Raketenstarts – Ein Balanceakt am Pazifik

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Japan, eine Nation bekannt für ihre technologische Innovationskraft und tief verwurzelte Traditionen, steht vor komplexen Herausforderungen im Spannungsfeld von Nachhaltigkeitszielen, dem Zustand seiner Fischbestände und ambitionierten Raumfahrtplänen. Die ambitionierten Ziele des Landes, die Zeichen des Klimawandels und die Notwendigkeit, Ressourcen zu schonen, treffen auf etablierte Industrien und neue technologische Bestrebungen. Ein genauerer Blick auf Japans Bemühungen und die damit verbundenen Konflikte ist unerlässlich.

1. Japans Nachhaltigkeitsziele: Ambition und Realität

Japan hat sich den Zielen der UN Sustainable Development Goals (SDGs) verschrieben und ehrgeizige nationale Pläne formuliert. Im Fokus stehen dabei:

  • Klimaneutralität bis 2050: Die „Green Growth Strategy“ ist Japans Fahrplan zur Dekarbonisierung.
  • Energiewende: Bis 2040 sollen beeindruckende 50% des Stroms aus erneuerbaren Energien und 20% aus Kernkraft stammen. Das ursprüngliche Ziel von 36-38% erneuerbarer Energien bis 2030 wurde somit deutlich ambitionierter formuliert.
  • Kreislaufwirtschaft: Initiativen zur Reduktion von Plastikmüll und zur Förderung des Recyclings werden vorangetrieben.
  • Marine Biodiversität: Der Schutz der überfischten Fischbestände ist ein erklärtes Ziel.

Die Kehrseite der Medaille: Trotz dieser ambitionierten Ziele gibt es Bereiche, in denen Japan kritisiert wird und in denen die Fortschritte hinter den Erwartungen zurückbleiben:

  • Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs (2019): Dieser Schritt untergräbt internationale Bemühungen zum Schutz der Meeressäugetiere und steht im Widerspruch zum Ziel der marinen Biodiversität.
  • Einleitung von aufbereitetem Kühlwasser aus Fukushima ins Meer (seit 2023): Trotz internationaler Sicherheitsbedenken und Proteste setzt Japan diesen Schritt fort, was das Vertrauen in seine Umweltpolitik beeinträchtigt.
  • Nachholbedarf bei wichtigen SDGs: Internationale Berichte zeigen, dass Japan insbesondere bei der Geschlechtergleichheit (SDG 5), nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern (SDG 12), Klimaschutz (SDG 13), Leben unter Wasser (SDG 14) und Leben an Land (SDG 15) noch erhebliche Anstrengungen unternehmen muss.

2. Fischbestände unter Druck: Zwischen Tradition und Überfischung

Japan ist nach China der zweitgrößte Fischkonsument weltweit. Dieser hohe Konsum hat in Verbindung mit anderen Faktoren zu einem besorgniserregenden Rückgang der Fischbestände geführt. Die Fangmenge erreichte 2022 mit 3,91 Millionen Tonnen den niedrigsten Stand seit 1956.

Die kritische Lage einiger Schlüsselarten:

FischartStatusTrendMaßnahmen
Blauflossen-ThunfischStark überfischtLeichte ErholungFangquoten (2024: +15%)
Pazifischer SardinenZusammenbruch 1990erLangsame ErholungKeine strikten Limits
Japanischer AalVom Aussterben bedrohtAbnehmendZuchtprogramme, aber Wildfang geht weiter

Weitere Herausforderungen:

  • Illegale, nicht gemeldete und unregulierte Fischerei (IUU): Bleibt ein schwerwiegendes Problem.
  • Belastung durch Aquakultur: Intensive Aquakultur kann Küstenökosysteme negativ beeinflussen.
  • Klimawandel: Verändert Fischwanderrouten und beeinträchtigt marine Lebensräume.

Lösungsansätze in der Entwicklung:

  • Ausweitung von Meeresschutzgebieten: Aktuell sind nur etwa 8% der japanischen AWZ geschützt.
  • Transparente Fangquoten mit Blockchain-Tracking: Pilotprojekte zur Verbesserung der Rückverfolgbarkeit.
  • Förderung nachhaltiger Fischzucht: Entwicklung von Offshore-Aquakultursystemen.
  • Marine Eco-Label Japan: Freiwillige Zertifizierung für nachhaltigen Fischfang.
  • Alternative Proteinquellen: Erforschung und Förderung von Algen und In-vitro-Fisch.

Die Herausforderung besteht darin, traditionelle Fischereipraktiken mit den Notwendigkeiten des Umweltschutzes in Einklang zu bringen und gleichzeitig die Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

3. Japans Griff nach den Sternen: Raumfahrt und Umweltverträglichkeit

Japan ist eine bedeutende Nation in der Raumfahrt und plant für 2025 mehrere wichtige Raketenstarts, die sowohl wissenschaftliche als auch strategische Bedeutung haben:

  • GOSAT-GW (Greenhouse Gases Observing Satellite – Greenhouse gases and Water cycle): Geplanter Start im Juni 2025. Dieser Satellit soll präzise Daten zu Treibhausgasen und dem Wasserkreislauf liefern und somit einen wichtigen Beitrag zur Klimaforschung leisten.
  • M2/Resilience Mission: Geplanter Start im Januar 2025. Diese ambitionierte Mondmission umfasst einen Lander und einen Mikro-Rover, die die Mondoberfläche erkunden und Technologien für zukünftige planetare Missionen testen sollen.
  • Michibiki-6: Ein weiterer Start zur Ergänzung des japanischen GPS-Systems, der die Präzision der Positionsbestimmung in der Region weiter verbessern wird.
  • Weitere Starts mit der H3-Rakete: Nach erfolgreichem Erstflug soll die neue Trägerrakete H3 eine zentrale Rolle in Japans Raumfahrtprogramm spielen und die Unabhängigkeit in der Satellitenlogistik stärken.

Die Umweltauswirkungen von Raketenstarts:

Obwohl die Raumfahrt wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse liefert und technologischen Fortschritt vorantreibt, sind ihre Umweltauswirkungen nicht zu vernachlässigen:

  • Lokale Emissionen: Raketenstarts setzen verschiedene Substanzen frei, darunter Aluminiumoxide und Salzsäure (HCl), die die lokale Luftqualität beeinträchtigen können.
  • Marine Verschmutzung: Abhängig vom Raketentyp und der Flugbahn können Booster-Stufen im Meer landen und potenziell marine Ökosysteme verschmutzen.

Bemühungen umweltfreundlichere Raumfahrt:

Die japanische Raumfahrtagentur JAXA arbeitet an der Reduzierung der Umweltauswirkungen ihrer Aktivitäten:

  • Forschung an „grüneren“ Treibstoffen: Die Entwicklung von Treibstoffen wie Methan anstelle von Hydrazin soll die Emissionen verringern.
  • Entwicklung wiederverwendbarer Raketentechnologien: Ähnlich wie bei SpaceX zielen diese Bemühungen darauf ab, den Ressourcenverbrauch und die Abfallproduktion zu reduzieren.

Fazit: Ein komplexes Zusammenspiel

Japans Bemühungen um Nachhaltigkeit sind vielschichtig und von internen sowie externen Spannungen geprägt. Während das Land in einigen Bereichen ambitionierte Ziele verfolgt und technologische Lösungen vorantreibt, stehen traditionelle Industrien und geopolitische Entscheidungen oft im Konflikt mit diesen Zielen. Die Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen, dem Schutz der Umwelt und dem Streben nach wissenschaftlichem Fortschritt bleibt eine der größten Herausforderungen für Japan auf seinem Weg in eine nachhaltigere Zukunft.

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