1. Bestandsaufnahme der kolumbianischen Öl- und Gasinfrastruktur (seit den 1970ern)
Kolumbien verfügt über eine lange Geschichte in der Öl- und Gasförderung, wobei viele Anlagen aus den 1970er- und 1980er-Jahren stammen. Die wichtigsten Aspekte:
- Upstream:
- Ältere Förderplattformen (z. B. in den Feldern Rubiales, Castilla, Chichimene) mit veralteter Technik (mechanische Pumpen, geringe Automatisierung).
- Hohe Methanleckagen („Fugitive Emissions“) durch undichte Ventile, Flansche und Lager.
- Geringe Nutzung von Enhanced Oil Recovery (EOR) mit CO₂-Injektion (Potenzial vorhanden, aber hohe CAPEX).
- Midstream:
- Pipelines (z. B. Caño Limón-Coveñas, Transandino) teilweise korrosionsanfällig.
- Geringe Überwachung von Leckagen (keine flächendeckende IoT-Sensorik).
- Downstream:
- Raffinerien (z. B. Barrancabermeja, Cartagena) mit veralteten Crackverfahren (hoher Energiebedarf, hohe CO₂-Emissionen).
- Geringe Nutzung von Abwärme und Kreislaufprozessen.
2. Stand der Technik & Nachhaltigkeitsmaßnahmen
Um bestehende Anlagen zu optimieren, sollten folgende Technologien eingesetzt werden:
a) Upstream: CO₂-Reduktion & Effizienzsteigerung
- Doppelter COBRA-Dichtungssystem (Eagle Burgmann):
- Reduziert Methanemissionen an Pumpen und Kompressoren.
- Einsatz in allen rotierenden Maschinen (z. B. Förderpumpen, Verdichtern).
- Methanüberwachung mittels Drohnen & IR-Kameras:
- Schnelle Detektion von Leckagen (LDAR – Leak Detection and Repair).
- CO₂-Abscheidung & -Nutzung (CCUS):
- Abgetrenntes CO₂ für EOR nutzen (z. B. im Feld Llanos Orientales).
b) Midstream: Emissionskontrolle & Effizienz
- SCR (Selective Catalytic Reduction):
- Reduziert NOx-Emissionen in Gaskompressoren.
- Katalytischer Stripper (z. B. Sulfur Recovery Unit – SRU-Optimierung):
- Höhere Schwefelrückgewinnung, weniger SO₂-Emissionen.
- Smart Pigging & korrosionsfeste Materialien:
- Reduziert Lecks in Pipelines.
c) Downstream: Kreislaufwirtschaft & Energieeffizienz
- Wasserstoffnutzung statt Erdgas in Raffinerieöfen:
- Grauer Wasserstoff durch Dampfreformierung (später auf grünen H₂ umstellen).
- Abwärmenutzung für Dampferzeugung oder Strom (ORC-Technik):
- Senkt Energieverbrauch um 10–15%.
- Plastik-zu-Kraftstoff (Pyrolyse):
- Nutzung von Kunststoffabfällen als Feedstock für Raffinerien.
3. Globale Vergleichsanalyse & Investitionsbedarf
Region | Hauptprobleme | Optimierungspotenzial | CAPEX/OPEX-Reduktion |
---|---|---|---|
Naher Osten | Hohe Flaring-Raten | Flaring-Abschaffung durch Gaspipelining | ~20% OPEX-Senkung |
USA (Shale) | Methanleckagen | Elektrische Fracking-Pumpen, LDAR | ~15% CAPEX durch Digitalisierung |
Europa (Nordsee) | Alte Plattformen | Offshore-Wind + Wasserstoffkopplung | Hohe CAPEX, aber langfristiger ROI |
Kolumbien | Veraltete Infrastruktur | CCUS, Pipeline-Monitoring, EOR | ~30% Effizienzsteigerung möglich |
4. Wirtschaftlichkeit & ROI
- CAPEX:
- CCUS-Integration: ~$50–100 Mio. pro Feld.
- Pipeline-Monitoring-Upgrade: ~$10–20 Mio.
- OPEX-Reduktion:
- Methanleckagen reduzieren spart ~$5–10 Mio./Jahr (bei 100 kboe/d Produktion).
- Abwärmenutzung spart ~$2–5 Mio./Jahr pro Raffinerie.
- ROI:
- SCR/Stripper: 3–5 Jahre.
- Doppelte COBRA-Dichtungen: <2 Jahre.
5. Fazit & Empfehlungen
Kolumbien sollte:
✔ CCUS für EOR priorisieren (CO₂ aus Industrie oder Biomasse nutzen).
✔ Methanüberwachung per Drohnen verpflichtend machen.
✔ Raffinerien auf Wasserstoff umstellen (schrittweise Dekarbonisierung).
✔ Kreislaufwirtschaft fördern (Plastik-zu-Sprit, Abwärmenutzung).
Mit diesen Maßnahmen könnte Kolumbien die CO₂-Intensität um 30–40% senken und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit der bestehenden Anlagen verbessern.
Quellen: IEA, EIA, EagleBurgmann, McKinsey Downstream Reports, kolumbianische Energieministeriumsstudien.