Analyse der Halbleiter- und Chemieindustrie: Krisen, Konsolidierung & Zukunftsaussichten

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1. Marktentwicklung & Zusammenschlüsse

Beide Industrien sind eng miteinander verbunden (Halbleiter benötigen Spezialchemikalien) und wurden durch Wirtschaftskrisen stark geprägt.

A. Halbleiterindustrie

KriseAuswirkungenZusammenschlüsse & Strategien
Dotcom-Krise (2000)Chip-Überproduktion → PreisverfallGründung von GlobalFoundries (AMD-Auslagerung)
Finanzkrise (2008)Nachfrageeinbruch bei KonsumelektronikTSMC wird Marktführer durch Outsourcing-Trend
COVID-19 (2020)Lieferkettenkollaps → ChipknappheitNvidia/ARM-Deal (gescheitert), Intelbaut eigene Foundries
US-China-Konflikt (2022–heute)Exportbeschränkungen für HochleistungschipsASML darf keine EUV-Lithografie an China liefern

B. Chemieindustrie

KriseAuswirkungenZusammenschlüsse & Strategien
Finanzkrise (2008)Nachfrageeinbruch in Automobil- & BauindustrieDow/DuPont-Fusion ($130 Mrd.), später aufgespalten
Energiekrise (2022)Gaspreisexplosion in EuropaBASF verlagert Produktion nach China, Covestro unter Druck
Grüne Wende (2025+)CO₂-Steuern belasten traditionelle ChemieEvonik fokussiert auf Spezialchemie, Lanxessverkauft Standardprodukte

2. Profiteure der Krisen

AkteurVorteilBeispiel
TSMC & SamsungChipknappheit → RekordgewinnmargenTSMC investiert $40 Mrd. in US-Fabriken
ASMLMonopol auf EUV-LithografieAktienkurs +400% seit 2018
SpezialchemieNachfrage nach BatteriechemikalienUmicore (Kathodenmaterialien)
Private EquityÜbernahme von Chemie-Assets zu TiefstpreisenAdvent International kauft Covestro-Anteile

3. Rolle von Banken & Versicherungen

A. Rückzug nach Risikoereignissen

  • 2008: Banken reduzierten Kredite für Chipfabriken (hohe Kapitalkosten)
  • 2022: Versicherer wie Allianz erhöhten Prämien für Chemieanlagen in Europa (Energierisiko)

B. Neue Finanzierungsmodelle

  • Chipindustrie: Staatsfonds (z. B. Saudi-Arabiens PIF) finanzieren Halbleiterfabriken
  • Chemieindustrie: Green Bonds für CO₂-arme Produktion (z. B. BASF)

4. Beteiligte Beratungsunternehmen

UnternehmenRolleBeispielprojekte
McKinseyStandortanalyse für ChipfabrikenBeratung von Intel für EU-Expansion
Boston Consulting GroupChemie-DekarbonisierungsstrategienBASF-Neustrukturierung
Houlihan LokeyM&A in der SpezialchemieVerkauf von Lanxess-Sparten
Roland BergerLieferkettenoptimierung HalbleiterTSMC-Europa-Strategie

5. Familienunternehmen unter Druck

UnternehmenKriseSchicksal
Wacker ChemieEnergiekrise 2022Schließung deutscher Standorte
InfineonChip-NachfrageschwächeStellenabbau in Deutschland
Freudenberg SEAutomobilkriseVerkauf von Chemie-Sparten

6. Zukunftsprognose (2025–2030)

A. Halbleiterindustrie

  • Geopolitische Fragmentierung: USA/Europa vs. China im „Chip-Krieg“
  • KI-Boom: Nvidia & AMD profitieren, aber auch neue Player (z. B. Groq)
  • Technologie: 2nm-Chips (ab 2026) erfordern neue Chemikalien (z. B. HFM-Gas)

B. Chemieindustrie

  • Europa: Deindustrialisierung droht → Verlagerung nach USA/Asien
  • Nachhaltigkeit: Wasserstoff-basierte Chemie (BASF, Yara) im Fokus
  • China: Dominanz in Batteriechemikalien (70% Marktanteil)

Fazit & Strategische Empfehlungen

  1. Halbleiter:
    • Europa muss eigene Fertigung aufbauen (z. B. Intel Magdeburg)
    • Diversifizierung der Lieferketten (seltene Erden aus Afrika)
  2. Chemie:
    • Fokus auf Hochleistungspolymere (z. B. für E-Auto-Batterien)
    • Partnerschaften mit Energieversorgern für grünen Strom

Gewinner der Transformation:

  • Halbleiter: TSMC, ASML, Nvidia
  • Chemie: Umicore, Linde (Wasserstoff), Saudi Basic Industries (SABIC)

Verlierer:

  • Europäische Standardchemie (BASF, Covestro)
  • Familiengeführte Mittelständler ohne Skalenvorteile

Quellen:

  • McKinsey Global Semiconductor Outlook 2025
  • Boston Consulting Group Chemical Industry Trends
  • Handelsblatt, CHEManager, S&P Global